Studienergebnisse zu psychischen Folgen einer Abtreibung
ALLGEMEINE PSYCHISCHE GESUNDHEIT
Eine Metastudie von Coleman (2011) ergab, dass Frauen nach einer Abtreibung ein 81% höheres Risiko für psychische Probleme hatten als Frauen, die keine Abtreibung hatten. Fast 10% aller psychischen Störungen könnten demnach auf eine Abtreibung zurückzuführen sein.
In einer Studie von Curley & Johnston (2013) berichteten alle Frauen, die Abtreibungen gehabt hatten (89 Frauen der insgesamt 151 Teilnehmerinnen der Studie), von Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) sowie Trauer, die über einen Zeitraum von drei Jahren anhielten. Mehr als die Hälfte der Studentinnen, die eine Abtreibung gehabt hatten, wünschte sich danach psychologische Begleitung.
Eine südafrikanische Studie von Suliman et al. (2007) untersuchte 155 Frauen nach einer Abtreibung. Im Fokus standen die Symptome vor, einen Monat nach und drei Monate nach der Abtreibung. Fast ein Fünftel zeigte Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).
Ein hoher Anteil an PTBS charakterisierte selbst jene Frauen, die sich bewusst für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden. Drei Monate nach der Abtreibung stieg der Anteil an Symptomen einer PTSB um 61%. Frühere Studien von Barnard (1990) und Rue et al. (2004) waren zu ähnlichen Ergebnissen gekommen.
In der Studie von Rue et al. (2004) unter amerikanischen Frauen, die eine oder mehrere Abtreibungen, aber keine Fehlgeburt gehabt hatten, zeigten 65% der Frauen charakteristische PTBS-Symptome .
Eine Studie von Söderberg (1998) ergab, dass 50-60% der Frauen nach einer Abtreibung psychische Probleme hatten, 30% davon waren als schwer zu bezeichnen. Frauen, die ihre Meinung geändert und das ursprünglich ungeplante Kind ausgetragen hatten, erlebten diese Probleme nicht.
DEPRESSION
Die oben genannte Studie von Coleman (2011) stellte fest, dass Frauen nach einer Abtreibung ein 37% höheres Risiko für Depressionen hatten als Frauen ohne Abtreibungserfahrungen. In einer anderen Studie über Frauen mit einer erstmaligen ungeplanten Schwangerschaft hatten jene Frauen, die sich für eine Abtreibung entschieden, ein signifikant höheres Risiko, an einer klinischen Depression zu erkranken, als jene Frauen, die das Kind zur Welt brachten (Reardon & Cougle, 2002).
DROGENMISSBRAUCH
Frauen, die ihre erste Schwangerschaft mit einer Abtreibung beenden, berichten fünfmal häufiger von anschließendem Drogen- und Alkoholmissbrauch als Frauen, die ihr Kind zur Welt brachten (Reardon & Ney, 2000). Eine andere Studie kam zu dem Schluss, dass Frauen nach einer Abtreibung ein 110% höheres Risiko für Alkoholmissbrauch hatten und ein 230% höheres Risiko für den Missbrauch von Marihuana (Coleman, 2011).
ESSSTÖRUNGEN
In einer Studie über Frauen, die nach einer Abtreibung posttraumatische Symptome aufwiesen, berichteten 39% dieser Frauen von Essstörungen, die nach der Abtreibung begannen (Burke & Reardon, 2002).
HÄUFIGERE ARZTBESUCHE
Nach einer Abtreibung nehmen Arztbesuche laut einer amerikanischen Studie durchschnittlich um bis zu 80% zu und sogar um 180% bei psychosozialen Anliegen (Ney, 1994).
SELBSTZERSTÖRERISCHER LEBENSSTIL
Es besteht ein erhöhtes Risiko dafür, dass Frauen nach einer Abtreibung ihren Nikotinverbrauch stark erhöhen, Drogen missbrauchen, Essstörungen entwickeln und häufig wechselnde Partner beim Geschlechtsverkehr haben. All diese Faktoren erhöhen die Risiken für andere Gesundheitsprobleme (Burke, 2002).
Die Sterblichkeitsrate von Frauen nach einer Abtreibung ist also dramatisch erhöht. Das gelegentlich angeführte Argument, dass es gefährlicher sei, ein Kind auszutragen als es abtreiben zu lassen, stimmt demnach wohl nicht. Die erhöhte Sterblichkeitsrate ist normalerweise aber nicht auf den Eingriff direkt zurückzuführen, sondern eine eher indirekte Folge der Abtreibung (Depressionen mit daraus folgender Selbstmordneigung, Drogen, Alkohol, selbstzerstörerisches oder risikoreiches Verhalten, soziales Umfeld)
STUDIE: KEIN NUTZEN FÜR DIE PSYCHISCHE GESUNDHEIT DER FRAU
In einer 2013 veröffentlichten Metastudie wurde festgestellt, dass es absolut keinen Nutzen für die psychische Gesundheit der Frau hat, eine ungeplante oder ungewollte Schwangerschaft zu beenden (Fergusson et al, 2013). Der Studienautor, Dr. David Fergusson, ist nach eigenen Angaben selbst Atheist und grundsätzlich nicht gegen Abtreibung. Er hält es aber nach Vorliegen der Studienergebnisse für wissenschaftlich unhaltbar, dass Frauen vor einem Eingriff nicht über die möglichen psychischen Folgen einer Abtreibung aufgeklärt werden. Abtreibungen werden weiterhin durchgeführt, obwohl sie keinen „Vorteil“ für die psychische Gesundheit der Frau haben. Diese Erkenntnisse haben insbesondere für Großbritannien, Neuseeland und Teile Australiens rechtliche Konsequenzen, weil in diesen Ländern eine Abtreibung nur dann durchgeführt werden darf, wenn genau dieser Nutzen für die Frau damit gewährleistet wird.
In einer früheren Studie, in der 500 Frauen ab der Geburt bis zu ihrem 30. Lebensjahr beobachtet wurden, kam Fergusson zu dem – für ihn überraschenden und politisch unpopulären – Resultat, dass Frauen nach einer Abtreibung signifikant erhöhte Raten von Selbstmordtendenzen, Depression, Substanzenmissbrauch, Angststörungen und anderen psychischen Problemen aufweisen. Alle anderen möglichen Ursachen für die psychischen Probleme wurden statistisch ausgeschieden, sodass Fergusson selbst zugeben musste, dass es möglicherweise tatsächlich einen kausalen Zusammenhang dieser Probleme mit einer vorangegangenen Abtreibung geben könnte (Fergusson, 2008).
Ärzte, die Abtreibungen damit rechtfertigen, der Frau damit zu helfen, können das aufgrund solcher Studien nicht mehr wissenschaftlich begründen, im Gegenteil. Frauen kommen statistisch gesehen mit der Geburt eines ungeplanten Kindes besser zurecht als mit einer Abtreibung. Eine Untersuchung, ob Risikofaktoren vorliegen, die mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zu psychischen Problemen führen, wird im Rahmen der Aufklärung vor einer Abtreibung meist nicht durchgeführt.
FAZIT
Es gibt keine einzige Studie, die beweist, dass eine Abtreibung dazu führt, körperliche oder psychische Risiken für die Frau zu senken. Statistisch gesehen gibt es also keinen Nutzen von Abtreibungen, aber eine große Bandbreite von negativen Auswirkungen für alle Betroffenen.
Üblicherweise wird vor jedem medizinischen Eingriff sehr umfassend über alle möglichen Risiken aufgeklärt. Eine Frau, die eine Abtreibung vornehmen möchte, erfährt in dieser Aufklärung zwar, welche körperlichen Folgen der Eingriff für sie haben kann (Narkoserisiken, geringes Risiko einer Verletzung der Gebärmutter), aber es wird nicht nach Risikofaktoren für psychische Probleme gefragt und auch keine objektive Aufklärung über psychische Spätfolgen geboten. Diese werden in ihrer Bedeutung im besten Fall heruntergespielt, meist aber negiert.
Weiterlesen: Partnerschaftsprobleme nach einer Abtreibung
QUELLEN
Barnard, C. (1990). The long-term psychological effects of abortion. Portsmouth, NH: Institute for Pregnancy Loss.
Burke,T. & Reardon,D. (2002). Forbidden Grief:The unspoken pain of abortion. Springfield, IL: Acorn Books
Coleman, P. K. (2011). Abortion and mental health: A quantitative synthesis and analysis of research published from 1995 - 2009. British Journal of Psychiatry, 199 (3), 180 – 186 .
PDF: https://www.semanticscholar.org/paper/Abortion-and-mental-health%3A-quantitative-synthesis-Coleman/8708430a9c496867ca3d9c6276910e0b4099a521
Curley M., Johnston C., The characteristics and severity of psychological distress after abortion among university students. Journal of Behavioral Health Services & Research 2013 Jul;40(3):279-93. doi: 10.1007/s11414-013-9328-0.
Abstract: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23576135/
Fergusson, D. M.; Horwood, L. J.; Boden, J. M. (2013). Does abortion reduce the mental health risks of unwanted or unintended pregnancy? A re-appraisal of the evidence. Aust N Z J Psychiatry. 47 (9). 819–827
Abstract: https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0004867413484597?journalCode=anpa
Ney, P. G., Fung, T., Wickett, A. R., & Beaman-Dodd, C. (1994). The Effects of Pregnancy Loss on Women's Health. Social Science & Medicine, 38(9), 1193-1200.
Abstract: https://doi.org/10.1016/0277-9536(94)90184-8
Reardon, D.C. & Cougle, J. R. (2002). Depression and unintended pregnancy in the National Longitudinal Study of Youth: a cohort study. British Medical Journal, 324(7330), 151-2. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC64517/pdf/151.pdf (Abgerufen am 10.07.2019)
Reardon, D. C. & Ney, P. G. (2000). Abortion and subsequent substance abuse. American Journal of Drug and Alcohol Abuse, 26 (1), 61-75
Abstract: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10718164/
Reardon, D. C., Ney, P. G., Scheuren, F., Cougle, J., Coleman, P. K., & Strahan, T. W. (2002). Deaths associated with pregnancy outcome: A record linkage study of low income women. Southern Medical Journal, 95 (8), 834-41.
Abtract: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12190217/
Söderberg, H., Janzon, L., & Sjöberg, N-O. (1998). Emotional distress following induced abortion: A study of its incidence and determinants among abortees in Malmo, Sweden. European Journal of Obstetrics & Gynecology and Reproductive Biology, 79:173-178.
Abstract: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9720837/
Suliman, S., Ericksen, T., Labuschgne, P., de Wit, R., Stein, D. J., & Seedat, S. (2007).
Comparison of pain, cortisol levels, and psychological distress in women undergoing surgical termination of pregnancy under local anaesthesia versus intravenous sedation. BMC Psychiatry, 7:24. doi:10.1186/1471-244X-7-24.
Full text: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1899490/ (Abgerufen 10.07.2019)